Auf den Spuren Biffolis
Fortsetzung
Die Ursachen der Banalisierung und Entindividualisierung der alten Häuser finden wir aber nicht immer im Willen der Hausbesitzer begründet. Für die Schönheit einer Umgebung kann auch der aufmerksamste und kultivierteste Eigentümer nichts tun, wenn sie von Menschen ohne Sinn für Kultur und Geschichte, oder wie der berühmte Landschaftsgärtner Hermann von Pückler - Muskau schrieb, von einer fanatischen Herde bevölkert wird. So hat selbst die in aller Welt gerühmte Toskana heute unzählige Gegenden, wo sich einst fruchtbare und prächtige Landgüter aneinander reihten, jetzt jedoch Landschaftszerstörung, ruinöse Villen und verfallene Landhäuser, Gewerbegebiete, grauenvolle Industriehallen, Shoppingcenter, Schnellstraßen und genormte Wohnkäfige das Bild bestimmen.
Einerseits ist es ein Glück, dass Guido Biffoli durch seine jahrelange Konzentration auf das Thema, einen großartigen Fundus an historischen Aufnahmen hinterlassen hat, anhand derer wir sehen können, wie es in diesen Gegenden einmal aussah und wie die Häuser früher beschaffen waren.
Andererseits ist der Vergleich bedrückend und der ästhetisch und feinfühlend gesinnte Mensch kann gar nicht anders, als von Schauder gepackt werden, wenn er sieht, wie wenig die Mehrzahl unser Mitbürger in den letzten Jahrzehnten auf die bewusste Pflege von Kultur und Natur bedacht war.
Die Beiträge zur ländlichen Architektur mahnen uns zur persönlichen und kollektiven Verantwortlichkeit, sie sind lehreich und bringen Licht in die Materie. Und weil Aufklärung statt Verdunklung zu allen Zeiten das beste Mittel war, um Menschen von Verirrungen abzuhalten, sind viele dazu aufgerufen, den Erhalt des kulturellen Erbes auf dem Land als Herzensangelegenheit zu betrachten. Exkursionen zu organisieren, an Vorträgen und Kursen teilzunehmen oder dabei zu helfen historische Materialen für die Forschung und Dokumentation bereit zu stellen, sind Dinge, die mit relativ wenig Aufwand betrieben werden können. Architekten und Bauherren können durch das Studium der landwirtschaftlichen Architektur reiche Anregungen finden, um ihre Bauten wieder mit der Natur zu versöhnen und dadurch zeigen, dass der wahre Wert der Baukunst nicht in manirierten Monumentalschöpfungen besteht.
Die Ausstellung über den fotografischen Nachlass von Guido Biffoli ist ein Schritt in diese Richtung. Wir hoffen auf eine sich weiter entwickelnde Zusammenarbeit mit Institutionen und privaten Interessenten, um damit eines Tages Modellprojekte für die Wiederaufnahme der Forschungen und zum Erhalt der historischen Landhäuser in Europa anzustoßen.