Auf den Spuren Biffolis
Zu den Bildern Biffolis
Die Schönheit seiner Aufnahmen liegt nicht allein in ihrer Historizität. Biffoli verrät in den Bildern seine große Sensibilität für die ländliche Architektur, die Bildausschnitte sind überzeugend gewählt. Bei kleineren Abzügen hat man den Eindruck einer hohen Qualität, was durch das Negativformats von 6cm x 9cm zustande kommt. Erst in der Vergrößerung der Negative erkennt man technische Mängel, die sowohl in den Objektiven als auch in der Arbeitsmethode begründet liegen. Biffoli hatte sicherlich nicht die Absicht, jemals großflächige Abzüge von seinen Aufnahmen anzufertigen, wie sie nun für die Ausstellung realisiert wurden.
Obwohl Biffoli die Fotografie lediglich "nebenher" betrieb, überragt sein Werk hinsichtlich des kulturellen und intellektuellen Gehalts den etlicher Berufs- oder Kunstfotografen. Das beweist auch, wie wichtig es für Künstler ist, ihre Tätigkeit nicht sinnfrei auszuüben oder durch sie nur den Launen und Grillen der Gegenwart oder eines kindischen Publikums zu huldigen. Kunst und Fotografie muss, wenn sie auch über unser Tagesgeschäft hinaus Wert erlangen will, ein geistig vertieftes, ethisches Fundament haben.
Niemand hinterließ eine so umfangreiche fotografische Dokumentation der ländlichen Baukultur der Toskana wie Biffoli. Das macht seinen Nachlass überaus wertvoll, zumal ein anderes Archiv von Rang und zum gleichen Thema 1966 während der großen Überschwemmung von Florenz zerstört worden ist. Die Rede ist vom Archiv des Geografen Renato Biasutti.
Es ist nicht mehr möglich, die toskanischen Bauernhäuser, Landgüter und Landschaften so zu fotografieren, wie vor 50 Jahren. Selbst wenn man die gleiche Technik und dasselbe Material einsetzen, denselben Bildausschnitt wählen würde, wäre das Resultat ein anderes. Die natürliche Einfachheit und rustikale Ästhetik, die die Landhäuser in der Vergangenheit ausstrahlten, als sie noch von Bauern bewohnt waren, sind verschwunden. Schlichtheit, Natürlichkeit und Patina als positive Eigenschaften anzuerkennen, kommt den meisten Hausbesitzern nicht mehr in den Sinn.
Zur Schönheit eines Ortes haben aber nicht nur die Architektur und unzerstörte Landschaft beigetragen. Aufmerksame Betrachter können auf den Bildern Biffolis zahlreiche Details und Gegenstände des einfachen und naturgemäßen Lebens erkennen. Die simplen Gerätschaften wurden inzwischen von den Bewohnern gegen teure, hässliche und Lärm verursachende Industrieware ausgetauscht. Die Tenne, wo sich vormals eine bunte Tierschar tummelte, hat man mit pflegeleichten Büschen oder Zierbäumen bepflanzt, wo einst der Holzkarren stand, glänzt nun des modernen Menschen Markenkarosse, die jedes nostalgische Gefühl im Keim erstickt.